Auszeichnung für Fotografie: «Priisnagel Fotografie» verliehen durch den SIA Kanton Solothurn 2015
Die SIA Sektion Solothurn fördert mit dem «Priisnagel Fotografie» die freie fotografische Auseinandersetzung mit dem gestalteten Lebensraum und möchte damit den Wandel der Zeit im Kanton Solothurn dokumentieren.
Die Aufgabenstellung:
Der Mensch greift in umfassender Weise gestaltend in seinen Lebensraum ein. Der Siedlungsraum weitet sich stetig aus, und der bebaubare Boden wird knapper. Das heisst auch, dass im Bestand gebaut werden muss. Eine erwünschte Form der Siedlungserneuerung stellt die Umnutzung bestehender Areale dar.
Die SIA Sektion Solothurn richtet sich an Fotoschaffende, die den gestalteten Lebensraum im Kanton Solothurn ins Bild setzen. Das besondere Augenmerk gilt dabei insbesondere der Schnittstelle zwischen Industriearealen, Gewerbebauten und gemischt genutzten Objekten zur Wohnnutzung. Bewusst oder zufällig, jedoch meist nutzungsorientiert, formt dieser Zwischenbereich unseren Lebensraum und schafft ein Nebeneinander.
Die SIA Sektion Solothurn will mit der Ausschreibung des «Priisnagel Fotografie» auf die gegenwärtige Herausforderung der inneren Verdichtung eine neue Sichtweise im gestalteten und gebauten Lebensraum erforschen, die Wirkungskräfte der Nutzungsvielfalt visuell erfahrbar machen und zum Nachdenken anregen.
Meine Arbeit:
Geschichte und Zukunft an einem Ort
Die 3 Fotografien zeigen die unterschiedlichen “Gesichter” und das spannende Nebeneinander an diesem Ort. Als gemeinsame Klammer haben sie die Bauprofilstangen, die sie überragen und verbinden. Die filigranen Metallstangen zeichnen Linien grösserer Baukörper in den Himmel und deuten ein Stück Veränderung in Derendingen an.
Als Fotograf hat es mich gereizt, die Zeitspanne der Überlagerung vom Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen an diesem Ort festzuhalten.
Die Gebäude verweisen noch auf die Zeit ihres Entstehens und ihrer Funktion in ihrem historischen Kontext um 1864. Inzwischen unterliegen sie längst einer anderen Nutzung, die den gesellschaftlichen und baukulturellen Wandel dokumentiert.
Das Neue ist an diesem Ort noch nicht errichtet und das Alte noch nicht verschwunden.
Wird sich die Seele der Gebäude aus dem vorletzten Jahrhundert in ihrem zukünftigen Umfeld behaupten?
Zu der Technik:
Bei der Cyanotypie handelt es sich um eine alte, schon fast in Vergessenheit geratene monochrome Fototechnik.
Sie wurde 1842 von dem Astronomen Sir John Herschel entdeckt. Hierbei wird eine lichtempfindliche Schicht auf ein Papier, in diesem Fall Baumwollpapier, aufgetragen und im direkten Kontakt mit dem Negativ bei Sonnenlicht belichtet.
Im Spannungsfeld zwischen zeitgenössischer Digitalfotografie und alter Fototechnik gebe ich den Fotografien so den poetischen Charakter und eine reizvoll unperfekte Patina, den auch dieser Ort aufweist.
Randbemerkung:
Diese 3 Fotografien sind eine Auswahl aus einer umfangreichen Serie hochauflösender Digitalfotografien in s/w und Farbe, die bei den Touren durch Solothurn auf der Suche nach Arealen, zukünftiger Umnutzung/Verdichtung mit Bauprofilen, für diesen Wettbewerb entstanden sind.
Hintergrund zum Ort:
Das Wasseramt ist ein bedeutender Standort der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts im Kanton Solothurn. In der Gemeinde Derendingen befanden sich mit der Kammgarnspinnerei und der Baumwollspinnerei zwei Industriebetriebe entlang des Emmekanals. Mit dem Masterplan für den Emmenhof wird eine Neugründung vorgeschlagen, die sich an den grossen Massstab der ehemaligen Fabriken und Spinnereien am Emmekanal anlehnt. Die markantesten Gebäude bestehend aus Baumwollspinnerei, Kraftwerk und Trafohaus bleiben erhalten.